Die Christenheit vor der Frage Gott oder Mammon

            (Beitrag aus ökonomischer Sicht von Prof Elmar Altvater) anhand von Folien

 

  1. Eine neue Situation ist entstanden

Gleichnis vom Klugen Verwalter (Luk. 16,1-13)

Folgerung Jesu:

Macht euch Freunde, indem ihr mit dem ungerechten Mammon gerecht umgeht und – beispielsweise Schulden erlaßt.

Neue Situation:

Neoliberale Globalisierung – es wird immer schwerer und tendenziell unmöglich, im Großen mit dem ungerechten Mammon gerecht umzugehen

 

2.      Ungerechtigkeit des Mammon

 „Für die erste Million muss man arbeiten,

die übrigen kommen von allein.“

Geld ist die Maßeinheit von Macht.

Vermögensmacht: nicht demokratisch legitimiert,

nicht rechenschaftspflichtig.

Ungerecht ist die Eigentums- und Geld-Ordnung.

Geld: nicht nur privates Eigentum, sondern auch öffentliches Gut.

Kapitalisierung von Renditen: Exponentielles Wachstum der Geldvermögen.

Sozialökonomische Schere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer und zahlreicher.

Wachstumszwang: Wirtschaft funktioniert nur wachsend.

 

Änderung der Eigentums- und Geldordnung wäre möglich, aber:

Die Eigentumsfrage ist tabu.

  1. Mammonismus – ein neuer Totalitarismus

Die neue Situation:

Demokratische Politik, die für gerechten Umgang mit dem ungerechten Mammon sorgen soll, hat ihren Primat verloren.

Wirtschaft und Finanzmärkte – global,

Überschuldeter Staat – national.

„Reform“des Sozialstaats = Rückbau: „Agenda 2010“

Hans Mohr:

„Das Ende des Politischen ist absehbar. Politik löst sich auf in Technologie und Ökonomie. Der Sozialstaat, diese letzte Bastion politischer Ideologie, ist nicht mehr finanzierbar.“

- Vermarktung der Gesellschaft

- Flexibilisierung und Deregulierung

„Herrschaft des Geldes“ sich selbst vermehrender Großvermögen

im Verein mit Ideologie des Neoliberalismus = Mammonismus

Niemand kann sich ihr entziehen, auch Christen und Kirchen nicht:

Zum Mammondienst gezwungen?! – Totalitarismus:

Wo alles käuflich ist, ist nichts mehr heilig.

Wo nichts mehr heilig ist, ist alles käuflich.

 

  1. Der Mammonismus und die globale Krise

Die „unsichtbare Hand“ des kapitalistischen Marktes übernimmt weltweit die Regie. Es ist die Hand Mammons. Sie kann nicht nachhaltig sein.

Globale krisenhafte Folgen:

„Die Menschheit befindet sich in einer Krise, deren katastrophaler Höhepunkt wahrscheinlich noch vor uns liegt“ (C.F. v. Weizsäcker)

Jesus sinngemäß: Es wird mit dem ungerechten Mammon zu Ende gehen (Luk. 16,9),

aber vermutlich auf katastrophale Weise!

 

  1. „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“

Fazit:

-          Wir können uns der total werdenden Herrschaft Mammons nicht mehr entziehen.

-          Ein gerechter Umgang mit dem ungerechten Mammon ist kaum noch möglich.

-          Der Mammonismus treibt die Menschheit in die globale Krise.

Folgerung:

„Absage an Geist, Logik und Praxis des Mammonismus“.

Wie ist sie in der Praxis möglich?

Exkurs

Sektoren der Ökonomie:

  1. Sektor: privatwirtschaftlich, immt mammonistische Züge an
  2. Sektor: öffentlich, aus Steuern und Abgaben finanziert
  3. Sektor: informell, z.T. ohne Geld in gegenseitiger Hilfe,

  z.T. illegal.

Kirchenökonomie gehört zum 2. Sektor.

Als Kirche des Mittelstandes sind wir befangen in der Haltung des „reichen Jünglings“ (Mt. 19, 16-26). Kirche kann sich aber dem Mammonismus entziehen, wenn sie sich beteiligt an

-          sozialer Selbsthilfe-Ökonomie im 3. Sektor als Ansatz für eine

-          neue Marktwirtschaft nur mit gerechter Eigentumsbildung

-          unter Einsatz eigener Ressourcen: Immobilien, Liegenschaften, Infrastruktur:

aktuelle Auslegung des „reichenJünglings“.

Exodus und Rückkehr heute:

-          Auszug aus der Sklaverei Mammons,

-          Rückkehr aus dem „Konstantinischen Exil“

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