Kurz vor Weihnachten 2003 haben ca. 110
Pfarrer im Bistum Rottenburg-Stuttgart ihrem Bischof Dr. Gebhard Fürst den
folgenden Offenen Brief geschrieben:
Am
Rande des Ökumenischen Kirchentages in Berlin wurden zwei Gottesdienste mit
ökumenisch offener Einladung zu Eucharistie und Abendmahl gefeiert. Die
scharfen kirchenamtlichen Reaktionen darauf haben Irritation und Enttäuschung,
ja Verbitterung in unseren Gemeinden ausgelöst.
Besonders
konfessionsverbundene Paare und Familien und viele, die sich in der
ökumenischen Arbeit mit Verstand und Herz engagieren, fühlen sich vor die Tür
gesetzt und ex-„kommuniziert“. Nicht wenige ziehen sich zurück.
Als
Pfarrer, die Verantwortung für die Pastoral in unseren Gemeinden tragen, können
wir dazu nicht schweigen.
Das
von unserer Kirche hochgehaltene Prinzip „Abendmahlsgemeinschaft setzt
Kircheneinheit voraus“ ist zwar richtig. Es darf im Leben der Kirche aber nicht
dazu führen, dass die Feier der Eucharistie am Ende nicht für Gemeinschaft
(„Communio“), sondern für Abgrenzung und Ausschluss steht („Exkommunikation“).
Wo
Kirchengemeinschaft schon praktisch gelebt wird – vor allem in Ehen und
Familien und dort, wo Christen der Ökumene sich für die Einheit engagieren und
die Eucharistie als Herzstück ihres Glaubens mitfeiern – ist Eucharistische
Gastfreundschaft ein berechtigtes Anliegen und bereits gute Praxis in unseren
Gemeinden.
Um
einer verantwortlichen Pastoral willen – „das Heil der Seelen ist oberstes
Gesetz“; so das Kirchenrecht („salus animarum suprema lex“) – stehen wir für
diese Praxis ein. Wir wissen uns dabei getragen und ermutigt durch das offene
ökumenische Klima in unserer Diözese, durch einen breiten theologischen Konsens
und durch den Hinweis des Papstes in seiner Eucharistie-Enzyklika vom
Gründonnerstag 2003, in der er die Tür zur Teilnahme an der Eucharistie auch
für Christen der Ökumene „bei einem schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis“
öffnet.
Wir
bitten Sie als unseren Bischof herzlich und dringend, sich dafür einzusetzen,
dass in diesem Sinne Türen nicht zugeschlagen, sondern geöffnet werden.
Nichtkatholische Christen, denen die kirchliche Einheit am Herzen liegt und die
die Eucharistie bewusst in unserem Sinne mitfeiern, sollen wissen, dass sie am
Tisch des Herrn willkommen sind.
Offener Brief des AKH
Aktionsgemeinschaft
Rottenburg (AGR)
Herrn
Martin Stöffelmeier
Pappelweg
15-17
72270 B a i e r s b r o n n
Leipzig,d. 02.02.2004
Sehr geehrter Herr Stöffelmeier,
der Aktionskreis Halle (AKH) ist die wohl einzige
gesellschafts- und auch kirchenkritische Gruppe aus der ehemaligen DDR und
besteht seit 1969 (S. Anlage).
Über Ihren Offenen Brief an Bischof Gebhard Fürst
wurde in unserer Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ vom 21.12.2003 berichtet.
Wir haben darüber in unserer Klausurtagung auf der
Huysburg (30.1. bis 01.02.2004) informiert und diskutiert.
Wir finden unser eigenes ökumenisches Engagement
dankbar in Ihrem Brief wieder und wünschen Ihrem und unserem Bemühen
Verständnis und Zustimmung bei Ihrem Bischof und in der nächsten Versammlung
der Bischofskonferenz.
Mit freundlichen und geschwisterlichen Grüßen im
Namen des erweiterten Sprecherkreises
Monika
Doberschütz