Mitteldeutsche Zeitung Freitag, 12. Dezember 2003
S.15
Halle/MZ: Am 9. Dezember ist der
langjährige Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Halle und
frühere Dechant des Dekanates Halle‑Merseburg, Dr. Claus Herold, in
seinem 75. Lebensjahr im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara gestorben.
Von
1968 bis 1995 hat er das Leben und Wirken der Gemeinde Heilig Kreuz in der
Gütchenstraße wesentlich geprägt und zur geistigen und geistlichen Heimat für
viele Menschen in Halle werden lassen. Ausdruck seiner Bemühungen um Versöhnung
und Frieden war die Verleihung des Nagelkreuzes an die Gemeinde Heilig Kreuz
durch die Kathedrale von Coventry.
Herold
verstand sich gewiss als ein Mann seiner Kirche, aber er forderte auch stets
mehr Offenheit und Diskussion. Er suchte zwar primär die Übereinstimmung; aber
scheute auch nicht Auseinandersetzung und Konflikt. So war er 1969 Mitbegründer
und bis 1995 leitendes Mitglied des „Aktionskreises Halle" (AKH), der wohl
als einzige katholische Gruppe in der DDR‑Zeit zugleich kirchliche und
gesellschaftskritische Fragen behandelt hat. Das führte zu Problemen mit den
damaligen kirchenleitenden Stellen in Berlin und Magdeburg, aber auch zu
erheblichen Schwierigkeiten mit der Stasi. Diese wollte sogar verhindern, dass
Clans Herold als erster katholischer Pfarrer an der evangelisch‑theologischen
Fakultät der Martin‑Luther‑Universität Halle‑Wittenberg zum
„Dr. theol." promovierte. Dass ihm die Promotion 1978 trotzdem gelang,
erfüllte ihn mit verständlichem Stolz.
Clans
Herold war ein Mann der Ökumene vor Ort, der mit seiner Offenheit weit über die
Region hinaus wirkte. Die gewachsenen Beziehungen unter den christlichen
Kirchen in Halle hat er stets dankbar und aufmerksam gepflegt.
In
der Zeit der friedlichen Revolution 1989/90 waren die Kirchen und ihre
Vertreter in Halle nicht nur gute Gastgeber in ihren Gotteshäusern und in ihren
bescheidenen Gemeinderäumen, sondern sie haben auch versucht, aktive
Mitgestalter des Umbruchs und freundliche Begleiter der Menschen und Gruppen zu
sein. Dies führte folgerichtig auch zur Einrichtung von Runden Tischen für den
Bezirk Halle und die Stadt Halle und schließlich auch für das angestrebte Land
Sachsen‑Anhalt. Bereits am 12. Dezember 1989 wurde der Runde Tisch für
den Bezirk Halle im Gemeindesaal von Heilig Kreuz konstituiert. Dazu eingeladen
hatten Propst Karl Abel, Superintendent Günter Buchenau und Dechant Clans
Herold.
Der verstorbene
Pfarrer Clans Herold zwar zweifellos einer der Wegbereiter für eine gewaltfreie
und demokratische Umgestaltung in Halle und für das Land Sachsen-Anhalt.
Dr. Peter Willms