Liebe Freunde und Freundinnen des Aktionskreises Halle,

nicht mehr lange, und wir werden am Weihnachtsfest die zweitausend Jahre alte hoffnungsvolle lukanische Botschaft der Engel an die Hirten hören: „Herrlichkeit in den Höhen für Gott, und auf Erden Friede den Menschen seiner Huld“.
Welcher Friede ist gemeint? Gerade jetzt hören wir in den Nachrichten ständig von kriegerischen Auseinandersetzungen, die so langsam auch uns Mitteleuropäern Angst machen. Insbesondere die humanitäre Katastrophe im Jemen, wo Teheran und Riad einen erbarmungslosen Krieg um Einfluss in der Region auf Kosten der jemeninitischen Bevölkerung führen. Zusätzlich mischt der beneidenswert von sich überzeugte amerikanische Präsident die Kriegsparteien auf, indem er Teheran verteufelt und Riad amerikanische Unterstützung zusichert.
Alles weit weg von Deutschland? Ja, aber ein Bombengeschäft für die „christliche“ deutsche Waffenindustrie, der es ja eigentliche verboten ist, Waffen an kriegführende Staaten, wie z.B. Saudi Arabien, zu liefern. Weihnachtsbotschaft hin, Geschäfte her! Das Argument, das immer den Ausschlag gibt: Arbeitsplätze sind in Gefahr!
Passend zum bevorstehenden Weihnachtsfest haben wir wieder eine „Theologische Herausforderung“ von Karl-Heinz Ohlig aus der Zeitschrift „Imprimatur“ – stark gekürzt – in unseren Rundbrief aufgenommen. Ging es im letzten Rundbrief um die Trinitätslehre, so wird dieses Mal die sog. Christologie untersucht, nämlich die Gestalt Jesu und ihre lehrmäßige Aneignung
Denn „der in mythischen Zeiten ausgebildete Bestand an Dogmen muss daraufhin untersucht werden, was die Gründe für ihre Ausbildung gewesen sind. Erst von daher lässt sich bestimmen, was zum Kernbestand des Christentums gehört“. Eine ausführliche Information finden Sie unter: K.-H. Ohlig Fundamentalchristologie / Kösel Verlag, München 1986.
So lässt sich das Weihnachtsfest auch befreiend begehen, ohne den heiklen Glauben an das Mirakel, dass Gott Mensch geworden ist und in einer Krippe liegt.

Das 500jährige Reformationsjubiläum ist in diesem Jahr ausgiebig gefeiert worden, bzw. es ist katholischerseits seiner „gedacht“ worden.
Am Ende bekannte sich zumindest der kath. Magdeburger Bischof doch dazu, auch mit „gefeiert“ zu haben. Schließlich hat sich die Kirche, der Martin Luther damals gegenüber stand, durch das Reformationsgeschehen auch nachhaltig geändert. Das Echo der Reformationsfeiern „auf dem Weg“ und in Wittenberg ist geteilt. Friedrich Schorlemmer und Christian Wolf gingen hart mit den Gedenkfeiern ins Gericht: Zu viel Rückschau, keine Vision für die Zukunft, zu viel Luther. Das Motto „Ich sehe Dich“ reicht nicht aus, Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung sind zu kurz gekommen. Man hätte sich mit der tiefgreifenden Krise der Kirche auseinandersetzen müssen. Welt und Kirche gilt es zu erneuern. Reformation als niemals abgeschlossenes Geschehen.

Dagegen wehrt sich die Reformationsbotschafterin Käsmann, was in diesem Job verständlich ist. Sie erwähnt das perfekte Marketing (allerdings liefen die Kosten aus dem Ruder), die Zusammenarbeit mit den schweizerischen und den tschechischen Kirchen, die Internationalität des Geschehens, die Einbeziehung der Reformatoren anderer Kulturen und das Schuldbekenntnis gegenüber der Täuferbewegung. Und sie ist sich sicher, dass zwar heute niemanden mehr die Frage nach einem gnädigen Gott umtreibt, aber durch das Jubiläum die Frage nach Religion und Transzendenz viel intensiver diskutiert wird. Aber beschreibt das den tatsächlichen Zustand der „Glaubensdürre“ in unseren geschrumpften Kirchengemeinden? Was wird überhaupt noch geglaubt? Werden Zweifel laut geäußert und existenziell hinterfragt? Oder wird die Tradition von den Getreuen gelebt, weil man daran gewöhnt ist?

Die spezielle Erfahrung des AKH mit einer Reformationsveranstaltung ist verhalten. So hat die „Internationale Ökumenische Gemeinschaft“ (International Ecumenical Fellowship IEF) mit ihrem Präsidenten der Deutschen Region, Pfarrer Hans Georg Link, anläßlich ihres 50jährigen Bestehens im vergangenen August zu einer Wittenberger Ökumenischen Versammlung mit Reformationsgedenken eingeladen. Dazu wurden ca. 17 Kooperationspartner, u.a. auch der AKH, gebeten, fast zwei Jahre lang in mehreren Zusammenkünften ein Programm zu erarbeiten. Dazu im Rundbrief ein kleiner Beitrag in eigener Sache.

Zweifellos sind die Reformationsfeiern zum Teil erfreulich ökumenisch verlaufen. Auch die Umetikettierung als „Christusfest“ trug dazu bei; wobei man die vielen Christusfeste im Jahreskreis noch immer nicht gemeinsam feiern will. Und wegen unüberbrückbarer Differenzen bei Amtsverständnis und Eucharistie/Abendmahl meint man, dass man es auch nicht kann (zumindest von kath. Seite). Letztendlich ist die Annäherung zwischen den Konfessionen, streng genommen und abgesehen von herzlicher gegenseitiger Zuneigung, nicht weiter, als sie bei den Aussagen des Konzils vor nunmehr 50 Jahren war. Man muss sich fragen, ob die gegenseitige Wertschätzung und Umarmung der Bischöfe Bedfort-Strohm und Marx über eine Männerfreundschaft hinausgehen kann? Zumal der ehemals über die Glaubenslehre der kath. Kirche Aufsicht führende Kardinal Müller noch vor einiger Zeit klargestellt hat, dass es ein Missverständnis ist, wenn man meint, Einheit gebe es noch nicht: „Denn in der Gestalt der röm. kath. Kirche ist die Einheit – real existierend – längst gegeben“.

Inzwischen ist sogar innerhalb dieser „einheitlichen“ röm. kath Kirche ein Streit über die rechte Führung des Papstamtes entbrannt. Man hört und staunt, dass es 62 Priester und katholische Gelehrte aus 20 Nationen gewagt haben, dem Papst im Zusammenhang mit seiner Enzyklika „Amoris Laetitia“ die Verbreitung von Häresien vorzuwerfen. In „kindlicher Zurechtweisung“ haben sie im Internet eine Mausklick-Aktion gestartet, in der Hoffnung, dass sich ihnen viele mit dem Papst Unzufriedene anschließen. Daraufhin regten Thomas Halik und Paul Zulehner eine Gegenaktion im Internet an, indem sie dem „hochgeschätzten Papst Franziskus“ volle Unterstützung zusagten, und ihn baten, vom eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen (unter http://www.pro-pope-francis.com). Allerdings ist ein Klick dafür oder dagegen einfach zu wenig, da steht eine theologische Diskussion an, in der argumentiert und bewiesen werden kann, dass in der Enzyklika keine Häresien verbreitet wurden.

Das Bistum Magdeburg hat erstmalig einen neuen Weg in der Seelsorge eingeschlagen, indem es in Pfarreien ohne Pfarrer sog. Pfarreileitungsteams beauftragt. Man macht Ernst mit 50 Jahre alten Aussagen des Konzils. „Denn es liegt in der Logik der Taufe, dass uns allen der Heilige Geist geschenkt wurde. Das Konzil hat uns nämlich diese Geistbegabung neu vor Augen geführt.“
Und so wird diese neue Seelsorgeform auch nicht als Notlösung angeboten, weil es eben keine Pfarrer mehr gibt, sondern als Chance für neue Wege. Bleibt zu hoffen, dass die Gläubigen ihre bis jetzt verordnete Unmündigkeit hinter sich lassen und diese Chance auch als eine solche begreifen. Dazu ein kleiner Beitrag im Rundbrief.

Und nun möchten wir schon heute auf unsere nächste Jahrestagung vom 13. bis 15. April 2018 auf der Huysburg aufmerksam machen. Klaus Winkelmann hat wieder einen aussagekräftigen Flyer gezaubert, dem alles Wissenswerte zu entnehmen ist. Papst Franziskus' Feststellung, dass diese Wirtschaft tötet, ist hochaktuell. Die Fragen nach Religion, Kirche und Gott beziehen sich nicht auf ein „Jenseits“, sondern verorten sich im Weltgeschehen. Dr. theol. Michael Ramminger vom Institut für Theologie und Politik in Münster, will mit uns theo-politischen Überlegungen nachgehen. Wir denken, dass das spannend werden kann, und bitten um Anmeldungen bis Ende Februar und Einsicht in den Flyer. Eine ausruh- und einkehrsame Adventzeit und ein befreiendes Weihnachtsfest wünscht Ihnen, auch im Namen des Sprecherkreises

Monika Doberschütz

Karl-Heinz Ohlig / Theologische Herausforderungen II / Was auf die Kirche zukommt

Von Jesus und seiner „Sache“ erfahren wir aus den vier Evangelien, die 40 bis 70 Jahre nach seinem Tod aufgeschrieben wurden. Hinter diesem, von den gläubigen Evangelisten verkündeten Jesus, verschwindet die geschichtliche Person. Aber hier soll es nur um die Diskussion der Bekenntnisse zu diesem Jesus gehen – also um die Christologie. Die ist nach seinem Tod entstanden. Auch die Auferstehung und der Osterglaube ist ein Christusbekenntnis, das nicht zu seinem Leben gehört. Die Geschichte der Christologie beginnt also nach dem Tod Jesu, da rückte er für die Jünger in den Mittelpunkt ihrer Hoffnungen. Sie sprachen von ihm in Hoheitstiteln, die sie der jüdischen Tradition entnahmen: der erwartete Messias, der Davidssohn, der Menschensohn, die Weisheit, oder auch der Sohn Gottes. Letzterer Titel wurde im jüdischen Sinn verstanden: Israel, Mose oder die Könige wurden als „Sohn Gottes“ bezeichnet. Als sich schon bald nach dem Tod Jesu Nichtjuden taufen ließen, die von der im Römischen Reich verbreiteten hellenistischen Kultur geprägt waren, übernahmen sie zwar die judenchristlichen Hoheitstitel, konnten aber mit einigen nichts anfangen. „Messias“ wurde im Griechischen mit „Christus“ übersetzt. „Davidssohn“ oder „Menschensohn“ traten zurück, aber einige dieser jüdischen Bezeichnungen waren für sie verständlich, sie interpretierten sie allerdings auf ihre griechische Weise: Jesus ist der (göttliche) Kyrios (Herr), und vor allem der „Sohn Gottes“. Hierbei bekam der Begriff einen neuen Sinn; nicht mehr als Bezeichnung seiner Nähe zu Gott, sondern entsprechend ihrer eigenen religiösen Überlieferung als (physischen) Sohn Gottes, der auf die Erde gekommen war. Dieser Gedanke der Präexistenz Jesu als Sohn tritt zwar in den synoptischen Evangelien (bis 90 n.Chr.) nur selten hervor. Danach wurde er – ein Einbruch hellenistischen Denkens – durch die johanneischen Schriften und die Deuteropaulinen deutlich formuliert: „Jesus ist der göttliche Logos, der in diese Welt kam“. Der Weg zur Zwei-Naturen-Christologie (Jesus ist Gott und Mensch) war somit grundgelegt. Die sog. Apostolischen Väter bezeichneten Jesus zwar noch bis zum Ende des 2. Jhds. Im ursprünglichen Sinn als Knecht Gottes. Aber im gleichen Jahrhundert haben die griechisch geprägten Apologeten ganz eindeutig Jesus als göttlichen Logos bezeichnet. Als die Mehrheit der Gemeinden ihre jüdische Prägung verloren hatten und die Heidenchristen majoritär wurden, war aus dem judenchristlichen Jesus, der im Auftrag Jahwes agierte, ein hellenistischer Jesus – Gott und Mensch – geworden (eine Vergottung fand statt). Diese Zwei-Naturen-Christologie kam der Hoffnung der hellenistischen Menschen entgegen, die an ihren naturalen Defiziten, ihrer Unwissenheit und Sterblichkeit litten. Diese Defizite sahen sie aufgehoben in einer ersehnten Vergöttlichung. Wenn Jesus ihre Heilshoffnung erfüllen sollte, musste er die Vergöttlichung herbeiführen. Das konnte nur der aus der Welt Gottes herabgestiegene Sohn Gottes bewirken. Diese Menschen waren nicht an der Geschichte interessiert, sondern das kosmische Sein war der Horizont ihres Denkens. Deshalb wurde ein immer wiederkehrendes Motiv der Kirchenväter der ersten Jahrhunderte als Prinzip des Tausches formuliert: „Gott wurde Mensch, damit wir vergöttlicht werden“. Diese Verkündigung der Gott-Mensch-Christologie war Grundlage des missionarischen Erfolgs des Christentums in der hellenistischen Spätantike. Allerdings brachte diese Christologie verschiedene Probleme mit sich; einerseits mit dem Gottsein, andererseits mit dem Menschsein. Und nach heftigen Auseinandersetzungen setzte sich die Meinung durch, „Jesus Christus ist wahrer Gott und wirklich unverkürzt Mensch mit Leib und Seele“. Das Problem – wie kann man beides von ein und demselben aussagen? - wurde bis zum Ausgang der Antike heftig diskutiert. In Alexandrien, in Unterägypten, wurde am profiliertesten das Christentum gemäss der hellenistischen Mentalität interpretiert. Patriarch Cyrill: „Dadurch hat Christus der Natur des Menschen den Aufstieg zur Unvergänglichkeit gebahnt“. In der antiochenischen Theologie sah es anders aus. Da in den östlichen Provinzen des Reiches ein großer Anteil semitischer Syrer lebten, die zwar griechisch, aber auch aramäisch sprachen, stand, entsprechend ihrer semitischen Denkweise, für sie nicht die Vergöttlichung im Vordergrund. Sie dachten mehr geschichtlich. Jesus war für sie zuerst einmal Mensch. Nun aber mussten sie lehren, dass dieser Jesus auch Gott sei. Sie entwickelten folgendes Verständnis: Gott ist zwar nicht Mensch geworden, aber Gott und Mensch sind in Christus ganz eng miteinander verbunden. Bischof Theodor: „Der Sohn der Maria soll nicht für Gott, das Wort, erachtet werden. Die Sterbliche nämlich gebiert einen Sterblichen der Natur nach“. Einen großen Konflikt zwischen antiochenischer und alexandrinischer Theologie löste Nestor, der Patriarch von Konstantinopel, mit seiner polemischen Aussage aus: „Hat denn Gott eine Mutter?...Nicht, mein Bester gebar Maria Gott, sondern sie gebar den Menschen, der das Wekzeug der Gottheit war“. Um diesen Konflikt zu lösen berief Kaiser Markian 451 ein Konzil nach Chalkedon ein. Er bestand auf der Abfassung eines Glaubensbekenntnisses. Wegen des zu späten Eintreffens der antiochenischen Delegation und gegenseitiger Exkommunikationen setzte sich die hellenistische Zwei-Naturen-Lehre durch: „Jesus ist Gott und Mensch“. Worin aber diese Einheit bestehen kann, wird nicht gesagt. So hat zwar die hellenistische Christologie gesiegt, allerdings waren die Formeln so spannungsreich, dass sie sehr unterschiedlich interpretiert wurden. Die ganzen christologischen Schwierigkeiten sind eine Folge der Hellenisierung des Christentums, das die Gott-Mensch-Vorstellung „brauchte“, sind also kulturbedingt und verzichtbar. Wenn aus dem Menschen und Wanderprediger Jesus ein Gott gemacht wird, ergeben sich unlösbare Probleme. Heute braucht der Glaube an Jesus und seine Nachfolge diese Komplikation nicht mehr. Sie ist vielmehr ein Hindernis für die Rezeption des Christentums.

(gekürzt M. Doberschütz)

Reformationsgedenken in eigener Sache.

Der AKH hatte sich bereiterklärt, im August auf dieser Wittenberger Ökumenischen Versammlung einen Workshop mit dem Thema: „Die Zeit ist reif für eine Neuinterpretation des Glaubens“ anzubieten. Aber diese Thematik fand offensichtlich wenig Anklang. Sie passte nicht so richtig zum Tagungsthema, auf das man sich schließlich einigte: „Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes“ (übrigens die 62. These Martin Luthers, die man auch in der Schlosskirche nachlesen kann). Schließlich, - etwa bei der dritten Zusammenkunft – einigte man sich auf einen Workshop mit dem Thema: „Die Kirche in der DDR“, den jemand aus den alten Bundesländern angeboten hatte. Nun gut, der AKH wollte sich trotzdem daran beteiligen. Aber auch dieses Angebot wurde zurückgezogen. Und so fand die Einladung zu dieser Wittenberger Versammlung, die wir auf der Jahrestagung 2017 den Teilnehmern offerierten, kaum Zuspruch, obwohl wir dafür warben, Flyer und Programme verteilt hatten. Zudem waren die Tagungs- und Übernachtungskosten in Wittenberg in diesem Sommer unangemessen hoch. Die Enttäuschung war auf beiden Seiten groß. Der AKH, der sich für eine ecclesia semper reformanda starkmachen wollte, sah sich einer Veranstaltung gegenüber, die mehr an einem Jubel über das Erreichte und vielen Veranstaltungsteilnehmern interessiert war. Und die IEF war enttäuscht über die ausbleibenden Teilnehmer. Der Präsident der deutschen Region zeigte sich uns gegenüber sogar höchst verärgert, tadelte unsere Ignoranz und warf uns mangelhaftes ökumenisches Interesse vor. Allerdings hat dieser Vorwurf nicht nur uns als „Fußvolk“ getroffen. Auch auf der Hierarchieebene hat es der temperamentvolle Präsident geschafft, dass Junkermann und Feige eine Wittenberger Podiumsdiskussion vorzeitig gemeinsam verließen Wir tragen es mit Fassung.

H.Hiller

Pfarreileitungsteam – ein neuer Ansatz im Bistum Magdeburg

Der Katholikenrat des Bistums Magdeburg hat sich auf seiner Beratung im Oktober 2017 umfassend mit dem Versuch und den Problemen der Einsetzung von Pfarreileitungsteams in Pfarreien ohne kanonisch eingesetzten Pfarrer befasst. Der zum Team gehörende Priester soll nur noch als Moderator wirken, die anderen Mitglieder des Teams sind hauptoder ehrenamtliche, gleichberechtigte Laien. Mit diesem Modell unterscheidet sich der Ansatz im Bistum Magdeburg deutlich von Versuchen in anderen Bistümern (s. „Tag des Herrn“, Nr. 44/2017 Bistumsseite Magdeburg [S. 10]).

Die bisherigen Überlegungen und Erfahrungen in den Pfarreien Bad Liebenwerda und Hettstett zeigen, dass die konkreten Wege in jeder Pfarrei sehr verschieden sein werden und in einem mühsamen Lernprozess erkundet werden müssen. Dabei ist es begrüßenswert, dass seitens des Bistums keine Vorgaben gemacht werden, aber leitende MitarbeiterInnen des Ordinariates den Teams quasi in einer Dauer-Supervision zur Verfügung stehen.

Diese aus der Not des Priestermangels entstandenen Bemühungen noch im Ohr und im Herzen kam mir dann beim Hören des Evangeliums vom 31. Sonntag im Jahreskreis (Mt. 23, 1-12), in dem Jesus so eindringlich die Jagd nach Titeln und Ämtern verurteilt, der Gedanke, ob es nicht Zeit wäre, endlich das Amts- und Weihe-Verständnis der Römischen Kirche zu reformieren – weg von einer steilen Ämterhierarchie hin zu geschwisterlichen Lebensgemeinschaften am Ort in der Nachfolge des Jesus von Nazareth. In der Apostelgeschichte und in den kanonischen Briefen, vor allen denen des Paulus, ließe sich nachlesen, wie das modellhaft funktionieren könnte.

Einer solchen Vision steht natürlich die Erfahrung gegenüber, dass unsere Gemeindeglieder sehr auf „Versorgung“ hin erzogen wurden und viele sich ein eigenes Engagement gar nicht vorstellen können. Um so verdienstvoller ist es, diese neuen Wege zu suchen und zu gehen. Es bleibt zu hoffen, dass bei diesen Bemühungen die vor allem seit der staatlichen Anerkennung im 4. Jahrhundert tradierten, „katholischen“ Überlieferungen nicht ständig als Stolpersteine im Wege liegen. Dass „man“ diese Wege auch in ökumenischer Zusammenarbeit suchen könnte, sei hier nur angedeutet.

Vielleicht könnten wir dann auch wieder „Salz“ für unsere Gesellschaft sein.

H. Hiller



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