Aus dem Archiv

... aber im übrigen sind die öffentlichen Verhältnisse so widerwärtig, daß jedem anständigen Menschen dadurch das Leben verbittert werden muß ...

Wir können nicht verkennen, daß wir lediglich unter der Gewalt leben. Das ist desto einschneidender, da es von denen kommt, die wir gegen die dänische Gewalt zu Hilfe riefen und die uns jetzt, nachdem sie jene bewältigen geholfen, wie einen besiegten Stamm behandeln, indem sie die wichtigsten Einrichtungen, ohne uns zu fragen, hier über den Haufen werfen und andere dafür nach Gutdünken oktroyieren; obenan ihr schlechtes Strafgesetzbuch, worin eine Reihe von Paragraphen - längst der juristischen wie der Moralkritik verfallen - ehrlichen Leuten gefährlicher sind als den Spitzbuben, die sie angeblich treffen sollen.

Und obwohl Preußen - sowohl wegen der Art, wie sie das Land gewonnenl als auch, weil wir zum geistigen Leben der Nation ein so großes Kontingent gestellt als nur irgend ein Teil von Preußen - alle Ursache zu bescheidenem Auftreten bei uns hat, so kommt doch jeder dumme Kerl von dort mit der Miene des kleinen persönlichen Eroberers und als müsse er uns erst die höhere Weisheit bringen ...

Die unglaublich naive Roheit dieser Leute vertieft die Furche des Hasses, die Preußens Verfahren tief in die Stirn der Schleswig-Holsteiner eingegraben.

.....Auf diese Weise einigt man Deutschland nicht.

Theodor Storm, 1867 zur Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen

zurück zum Archiv